Palast aus Eis
Freitag, 22. August 2014
Schmerzen und Liebe
Wenn man einen Menschen aufrichtig liebt, will man ihm unter keinen Umständen weh tun. Man schwört auf alles was einem wichtig und ist sich zu hundert Prozent sicher, dass man das Versprechen auch halten kann, denn einen Menschen, den man liebt, will man nicht weinen sehen.
Man kann dieses Versprechen auch einhalten - Doch manchmal bricht man es. Dafür kann es verschiedene Gründe geben. Es kann sein, dass man keine Wahl hat, dass man es ohne dem Wissen tut, dass es den geliebten Menschen verletzt...oder man macht es weil man ein Verräter ist. Dazu reicht eine Sekunde, ein Hauch der Zeit, eine falsche Bewegung, ein falsches Wort, ein Moment der Unbedachtheit, ein Moment der Dummheit und man bricht dem Menschen, den man liebt und dem man niemals weh tun wollte das Herz.
Die Schmerzen, die man anderen zufügt, sind die schlimmsten, denn diese fressen einen selbst auf.
Es beginnt mit einem scharfen Schmerz in der Brust, der die Tränen in die Augen treibt und das Atmen schwer macht in dem Moment, in dem man weiß, dass der wichtigste Mensch im Leben weint, weil man ihn verraten hat. Und der Schmerz über die Schmerzen des anderen hören niemals auf. Sie ätzen sich durch die Gedärme und zermürben das Hirn, sie reizen die Augen bis man weint und schnüren die Lunge ein. Der schlimmste Schmerz dabei aber ist das Wissen. Das Wissen um das gebrochene Herz. Das Wissen um die Tränen. Das Wissen um die Schmerzen des anderen. Das Wissen, dass man den anderen so tief verletzt hat, dass kein Pflaster hilft. Vielleicht ist man Schuld an dem Tod des anderen, denn immer, wenn ein Mensch verletzt wird, stirbt ein Teil in ihm. Auch wenn es nur ein kleiner Teil ist, kann er doch viel mit sich nehmen. Vertrauen, Liebe, Zuversicht.
Was neben dem Schmerz um den Verlust, dem tiefen Gefühlen der Schuld und der Leere, dem Loch im Herzen noch bleibt ist die Liebe zu dem Menschen, den man schon immer geliebt und so schwer verletzt hat. Sie geht nicht weg, nur weil der Mensch fort ist. Die Distanz macht alles noch stärker. Dieser wundervolle, geliebte Mensch ist nur einen Katzensprung entfernt. Vielleicht nur eine Straße, ein Haus, ein Zimmer - Und dennoch so unerreichbar weit weg.
Schmerz, Tränen und Liebe. Mehr ist nicht geblieben.
Doch wie stellt man die Verbindung wieder her? Was sagt man am besten? Was sagt man besser nicht? Welchen Weg kann man gehen ohne weitere Wunden zu schneiden? Gibt es überhaupt die richtigen Worte, den richtigen Moment, den richtigen Ort? Kann man einen tiefen Schnitt wieder zunähen? Selbst die Wortgewantesten finden keine Worte. Jeder Versuch einen Anfang zu finden, kann das Ende bedeuten, den Tod, wenn man so will. Man hat einen winzigen Augenblick Zeit, um den richtigen Satz zu sagen. Eine Sekunde vielleicht nur, um den Blick des anderen wieder zu erhaschen. Es gibt keine Garantie für ein Happy End und jedes falsche Wort bringt für beide neue Tränen, neuen Schmerz. Also was sagen?
Wenn man tief in sich hinein hört, was hört man dort? In jedem Graben steckt ein Echo fest. Es ruft immer wieder dasselbe. Welche Worte stecken also in dem Loch fest, das der geliebte Mensch hinterlassen hat? "Es tut mir Leid" "Verzeih mir" Oder doch nur "Komm bitte züruck"? Solche Worte sind zu anmaßend. Wer um Verzeihung bittet, wagt sehr viel.
Warum nicht klein anfangen? Man kann viel sagen in einem Augenblick und deshalb auch viel Falsches, Verletzendes. Doch wenn man sich bewusst ist, welchen Fehler man begangen hat, welche Sünde, welche Tat, welcher Verrat zu dem tiefen Riss geführt hat und man merkt, dass man den anderen vermisst, trotz dem man weiß, dass es sein kann, dass er nie wieder verzeiht und vergisst, kann man vielleicht klein, aber ehrlich anfangen.
Manche Fehler kann keiner vergeben, nicht das gütigtse Herz. Verrat ist unverzeihlich und man vergisst ihn niemals. Danach fragen wäre wieder nur töricht.
Ehrlich sein und das Erste sagen, dass einem in den Sinn kommt, wenn man an diesen geliebten, verlorenen Menschen denkt, ohne viel Gerede drum herum und Geschwafel und große Worte. Ein einfacher, ehrlicher, kleiner Satz, der so viel sagt und das wird vollkommen reichen, um zu erklären, was man möchte:

Du fehlst mir.

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Letzte Aktualisierung: 2014.10.12, 13:47
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